1. Art Stralsund – Neues Format zu „Kunst heute“

Was ist Kunst heute? Seit Duchamps „Ready mades“ wissen wir, dass Kunst potentiell alles sein kann. Auf die Betrachtungsweise kommt es an oder die Aura, wenn man Walter Benjamins Überlegungen folgt. Um auszuloten, wie sich die Gegenwartskunst in Stralsund aktuell manifestiert, hat der Kunstverein der Stadt zu „Kunst heute“ in diesem Jahr erstmalig das Format „Art Stralsund“ ins Leben gerufen. In der Stadtbibliothek und im Forum des Meeresmuseums haben 17 regionale Künstler bis 7. Oktober die Gelegenheit ihre Arbeiten zu präsentieren.

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„Art Stralsund“, Foto: N. Müller

In der Stadtbibliothek werden die „Schwebeteilchen“ von Juliane Ebner präsentiert. Mit dem Titel setzt Künstlerin ihre Arbeiten in den wissenschaftlichen, experimentellen Kontext. Sie ermöglichen ihr einen eigenen Kunstkosmos mit elementaren Bestandteilen zur schaffen. Zu Eröffnung zeigte sie den Film „Landstrich“ mit dem Sie ihrer Familiengeschichte nachgeht. Er entstand 2015 im Rahmen einer Projektarbeit für den Deutschen Bundestag.

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Arbeiten von Juliane Ebner in der Stadtbibliothek Stralsund, Foto: N. Müller

Im Meeresmuseum gibt es ein Potpourri der verschiedenen Gattungen von Fotografie bis Installation zu sehen. Besonders auffällig sind die große Staffellei von Kunstvereinsvorstand Ian Wiskow und die Rauminstallation von Monika Ortmann. Gemeinsam ist ihnen die stoffliche Ästhetik. Ian Wiskow lebt seit 2010 in Stralsund und hat zuletzt mehrere kunstpädagogische Projekte realisiert. Auch in der Ausstellung arbeitet er spontan mit den Besuchern. Ortmann wirkt als freischaffende Künstlerin in Bochum. Mit ihren Stoff-Installationen entwickelt sie eine ganz eigene Formensprache, die von ihren Orient-Aufenthalten inspiriert scheint.

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„Art Stralsund“ im Forum des Meeresmuseums, Foto: N. Müller

Sein Gefühl für Rhythmus und Komposition spiegeln die ausgestellten Gemälde von Thomas Reich. Sie erinnern an die ornamentale Leichtigkeit von Gustav Klimt.

Während Anita Riechert filigrane Landschaften zeichnet, stellen der Bertram Smiterlow und der Fotograf Holger Kummerow das Individuum und das Porträt in das Zentrum ihres Schaffens. Wer Glück hat trifft Kummerow in der Ausstellung und lässt sich die Anekdoten zu seiner Street Art-Fotografie erzählen.

Gerade diese unterschiedlichen Positionen machen den künstlerischen Diskurs so lebendig und zeigen, wie vielseitig die regionale Gegenwartskunst ist. Ein bisschen schade ist die weitgehend anonyme Präsentation der Werke, ohne jede biografische Zuordnung am Werk. Auch wenn dadurch natürlich der Deutungsrahmen offener bleibt.

 

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