Christian Rohlfs – Entartete Kunstbeute

Von Birken am Gartenzaun bis zum personifizierten Krieg, vom Naturalismus bis zum Pointillismus reicht das Werk von Christian Rohlfs, das gegenwärtig im Kulturhistorischen Museum Rostock bis zum 24.09.2017 präsentiert wird. Die Ausstellung bildet den Auftakt zu einer Ausstellungsreihe, die sich mit dem Nachlass des Kunsthändlers Bernhard A. Böhmer auseinandersetzt.

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Ausstellung im Kulturhistorischen Museum, Foto: N. Müller

Der Maler und Bildhauer Bernhard A. Böhmer wurde nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten zu einem der bedeutensten Kunsthändler Deutschlands und zählte zu den wenigen Vertretern, die mit nationalsozialistischer Raubkunst handeln durften. Werke, die er in seinem Haus in Güstrow hatte, gingen später in den Bestand des Kulturhistoschen Museums über, darunter Arbeiten von Christian Rohlfs.

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C. Rohlfs, Selbstbildnis (1918)

Die Ausstellung in Rostock zeigt bis 26. September als Auftakt einen Querschnitt durch Rohlfs stilistische Genese. Ungewöhnlich ist die hohe stilistische Experimentierlust, die sich in Rohlfs Werk niederschlägt. Während er in der frühen Phase eher naturalistische Werke schuf, wendete er sich in den 1880 Jahren in Weimar dem Naturalismus zu. Danach würde er zu einem der bedeutendsten Vertreter des Expressionismus. Motivisch wählt er häufig Landschaftsdarstellungen und Stillleben. Diese wirken durch ihren räumlich geschichteten Farbausftrag. Der menschenleeren Stadtsilhouette setzt Rohlffs Landschaftsszenen entgegen. Seine Porträts klagen das Leid der Menschen während des Krieges an. „Der Niedergedrückte“ und „Der Krieg“ von 1925 arbeiten mit den Allegorien und Pathosformeln der alten Meister.

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 Der Krieg, 1925

Die Farbe ist ein besonderes Ausdrucksmittel seiner Werke, wie in der Rostocker Ausstellung eindrücklich klar wird. Zu einigen Werken werden Ergebnisse kunsttechnologischer Untersuchungen präsentiert. Im Rahmen einer Restaurations- und Konservierungsvorhabens wurden die Gemälde „Gasse in Soest“, „Wald“ und „Kloster Andechs“ untersucht. Durch die experimentelle Ausstellungsgestaltung, die den Diskurs erst eröffnen will, hat die Präsentation einen ganz besonderen Reiz. Man freut sich auf die Fortsetzung der Reihe, die nach und nach einen umfassenden Blick auf Raubkunst und gezielter Diffamierungen moderner Kunst während der NS-Zeit ermöglicht.

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